Im ersten Moment haben das sicherlich viele von uns Studierenden gedacht, Vorlesungsbeginn 9:45 Uhr, der Wecker klingelt um 9:30 Uhr und wir setzen uns noch mit der Müslischale und im Schlafanzug vor den Computer. Allerdings wurde mir schnell klar, dass so ein Semester zu Hause nicht nur Vorteile, sondern auch viele Probleme mit sich bringt und ich habe angefangen die Hochhäuser der Keplerstraße zu vermissen.
Mein Uni-Tag beginnt leider doch recht oft mit der panischen Suche nach dem passenden WebEx-Link. Bei gefühlt 20 Mails am Tag, da der E-Mail Kontakt zur Zeit leider die einzige Möglichkeit ist, mit unseren Dozentinnen und Dozenten zu kommunizieren, ist es kein Wunder, dass die richtige Mail, mit dem passenden Link mal verloren geht…
Ein Blick in eine meiner vielen WhatsApp-Gruppen - eine für jeden Kurs - zeigt sich, dass ich nicht der Einzige mit diesem Problem bin. Einen Schweißausbruch und viel Herzklopfen später bin ich dann doch eingeloggt und mein Seminar kann beginnen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: das Seminar ist sehr klein, wir arbeiten mit laufender Kamera und sind richtig produktiv. Man fühlt sich fast, als säße man in der Uni…fast! Wenn das Seminar allerdings viele Teilnehmer hat, bleiben die Kameras meistens aus. Schon letztes Semester galt eine ausgeschaltete Kamera als Synonym fürs Füße hochlegen, checken der Social-Media-Kanäle oder dem Vorbereiten des nächsten Seminars. Es ist erstaunlich, wie schnell die Konzentration nachlässt, wenn wir nicht gesehen werden. Also ein Tipp an alle Lehrenden: Bestehen Sie auf eine eingeschaltete Kamera, wenn Sie uns wirklich erreichen wollen!
Der nächste Kurs kommt und geht und es ist schon Zeit fürs Mittagessen. Jetzt ist es besonders schön, nicht erst zum Bahnhof zu laufen, eine gefühlte Ewigkeit in der Bahn zu sitzen, anschließend den Bus zu nehmen und dann noch ein Stück nach Hause zu laufen. Während unseres "Semester am Schreibtisch" ist der Weg vom Hörsaal in die Küche so kurz wie noch nie und die Mittagspause damit deutlich länger. Ich starte also satt und entspannt in die nächste und wahrscheinlich auch letzte Vorlesung für heute. Dieses Semester wird deutlich, wie viel wir alle dazu gelernt haben. Die meisten haben eine Kamera, auch wenn diese nicht immer genutzt wird, und auch der Ton funktioniert deutlich besser als letztes Semester. Und auch unsere Dozentinnen und Dozenten sind fit und routinierter im digitalen Lehren geworden. Es werden zahlreiche neue Programme und Möglichkeiten genutzt, die allen das digitale Lernen erleichtern. Etherpads, digitale Whiteboards oder Mentimeter verbessern den Austausch und das Arbeiten miteinander. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass wir durch die Nutzung dieser digitalen Angebote sehr viel für unser späteres Berufsleben lernen. Ich bin Lehramtsstudent und bekomme viele Tipps und Tricks für meinen zukünftigen Unterricht. Es ist schön, dass sich viele Dozenten die Mühe geben, die Inhalte der Vorlesungen und Seminare an die jetzige Situation anzupassen und häufig über digitale Lehre an Schulen gesprochen und nachgedacht wird.
Wenn man jetzt nicht den Laptop zur Seite schiebt und noch etwas Zeit für die Uni investiert, kann man sich anschließend ganz entspannt auf Weihnachten freuen. Zumindest geht es mir so…durch das viele Rumsitzen in den eigenen vier Wänden, hatte ich so viel Zeit wie noch nie, mir über Weihnachtsgeschenke und Plätzchen Gedanken zu machen und gleichzeitig mit dem Lernstoff auf dem Laufenden zu sein. Nur schade, dass ich diese Freude nicht mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen teilen kann. Ein virtuelles Treffen ist eben doch nicht das gleiche, wie eine Umarmung im Hörsaal.
Ich wünsche Euch allen ein erfolgreiches Semester und schöne Weihnachten! Vielleicht waren wir ja alle brave Studenten und der Weihnachtsmann bringt uns die Möglichkeit, das nächste Sommersemester wieder an der Uni zu verbringen.
Felix
Kommentare
- TwitterCo-Dib
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2021-02-12 01:14:52
Wir werden auch das schaffen!
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