Wer am MINT-Orientierungssemester teilnimmt, wird bei der Studienwahl unterstützt, erwirbt erstes Fachwissen und lernt schon vor Beginn des eigentlichen Studiums den Uni-Alltag kennen. So steht es auf der Webseite des MINT-Kollegs. Doch wie schaut das eigentlich genau aus? Anietta hat das Orientierungssemester 2021 absolviert und berichtet aus erster Hand.
Was ist das Orientierungssemester und wieso habe ich mich dafür entschieden?
Nach meinem Abitur 2020 war ich zunächst einmal hoffnungslos aufgeschmissen: mein Kopf voller Gedanken und Ideen bezüglich spannender Studiengänge aus den unterschiedlichsten Bereichen und gleichzeitig so wenig Lust, mich auf nur einen einzigen festzulegen. Welcher Studiengang passt am besten zu mir? Welche Inhalte finde ich persönlich am spannendsten? Ist so ein Studium an einer Universität nicht total schwierig? Und was hat es eigentlich mit diesen Modulen, ECTS-Punkten und Studienverlaufsplänen auf sich?
Solche Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und machten mir die Studienentscheidung nicht unbedingt einfacher. Für mich war damals zwar klar, dass ein Studium im MINT-Bereich super zu meinen Interessen und Stärken passt. Allerdings waren auf meinen angefertigten Pro- und Contra-Listen sowohl bei Elektrotechnik, als auch bei Luft- und Raumfahrttechnik, Bauingenieurwesen und vielen weiteren Studiengängen zahlreiche Gründe zu finden, weshalb genau dieser Studiengang der Richtige für mich sein könnte.
Stundenlang saß ich an meinem Schreibtisch, habe verschiedene Studiengänge analysiert und verglichen, Videos über die Erfahrungen anderer Studierender angeschaut und mir den Kopf zerbrochen, bis ich auf der Homepage der Universität Stuttgart auf die Angebote des MINT-Kollegs und das Orientierungssemester gestoßen bin.
In den Studienalltag hineinschnuppern, Vorlesungen ohne Prüfungsdruck besuchen und die organisatorischen Herausforderungen eines Uni-Studiums kennenlernen? Für mich stand fest, dass das genau die richtige Vorbereitung auf mein Studium ist und mir dabei noch helfen kann, aus dem Wirrwarr an Studienoptionen eine Passende für mich herauszusuchen.
Wie ist das Orientierungssemester aufgebaut und wie läuft es ab?
Im Gegensatz zu einem regulären Studiengang, der an der Uni Stuttgart im Wintersemester beginnt, findet das Orientierungssemester jedes Sommersemester statt. Das halbe Jahr zwischen Schulabschluss und Beginn des Orientierungssemesters habe ich beispielsweise dazu genutzt, um zunächst zu arbeiten und anschließend studienvorbereitende Kurse zu besuchen, die ebenfalls vom MINT-Kolleg angeboten werden.
Nachdem ich also meine Bewerbung abgeschickt und für das Orientierungssemester angenommen wurde, habe ich vor Beginn des Semesters zusammen mit einer Dozentin des MINT-Kollegs meinen persönlichen Stundenplan zusammengestellt.
Für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin des Orientierungssemesters sind die Vorlesung und Übungen zur höheren Mathematik, die Teilnahme an einer Ringvorlesung zur Vorstellung aller Studiengänge und eine Veranstaltung zur Orientierung an der Universität verpflichtend.
Ansonsten ist man in der Wahl der Kurse völlig frei. Egal ob man einen Einblick in die Experimentalphysik erhalten, erstes Wissen über Datenstrukturen, Algorithmen und theoretische Informatik sammeln oder mehr über Grundlagen der Chemie oder Materialwissenschaft lernen möchte – für jeden MINT-Bereich ist etwas dabei. Diese regulären Fachvorlesungen besucht man zusammen mit “richtigen” Studierenden, um so zu erfahren, wie eine Lehrveranstaltung typischerweise abläuft.
Zusätzlich bietet das MINT-Kolleg verschiedene (sogenannte propädeutische) Kurse zu Themen wie beispielsweise Differential- und Integralrechnung, technische Physik oder Softwareentwicklung an, die Schulwissen auffrischen und einen auf das bevorstehende Studium vorbereiten. Die einzige Gefahr ist dabei, dass man sich ein paar Kurse zu viel aussucht, weil so eine große Menge an spannenden und informativen Veranstaltungen angeboten wird.
Zu den meisten Vorlesungen werden außerdem Übungsgruppen organisiert, die ich als Teilnehmerin des Orientierungssemesters selbstverständlich auch besuchen durfte. In solchen Übungsgruppen werden beispielsweise Übungsblätter zum Vorlesungsstoff bearbeitet oder Aufgaben besprochen, die ich dem Tutor/ der Tutorin wöchentlich zur Korrektur abgegeben habe. Ich habe schnell bemerkt, dass so ein Übungsblatt einiges an Zeit in Anspruch nehmen kann, aber in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden sind selbst die Abgaben, die zunächst unlösbar erscheinen, gut machbar. Alles in allem hat mir das Orientierungssemester so die Möglichkeit geboten, den Uni-Alltag voller Vorlesungen, Lerngruppen und Übungsblätter auszuprobieren und mir ein Bild davon zu machen, welche Herausforderungen mir im Studium begegnen werden.
Wurden meine Erwartungen erfüllt?
Für mich persönlich war das Orientierungssemester sehr bereichernd und hilfreich, da es mich bei meinem Prozess der Studienentscheidung unterstützt und mir einen guten Start in mein richtiges Studium ermöglicht hat. Durch die Kurse, die ich besucht habe, wurde bei mir Interesse für den Studiengang Informatik geweckt, den ich zuvor tatsächlich gar nicht in Betracht gezogen hatte. Zu den vielen Fragen in meinem Kopf, die ich nach meinem Abitur nicht beantworten konnte, haben sich mit der Zeit immer mehr Antworten ergeben. Der Spaß am Programmieren, das Knobeln an Matheaufgaben, logisches und analytisches Denken, sowie die Teamarbeit an einem Softwareprojekt haben mich im Verlauf des Orientierungssemester dann so überzeugt, dass ich mich schlussendlich für den Studiengang Informatik an der Uni Stuttgart entschieden habe.
Das Wissen, das ich mir im Verlauf der Veranstaltungen des Orientierungssemesters angeeignet habe, hilft mir im Moment sehr bei Modulen wie „Programmierung und Softwareentwicklung“ oder „Theoretische Informatik 1“, die ich im ersten Semester meines Studiums belege. Darüber hinaus konnte ich während des Orientierungssemesters Kontakte zu anderen Studierenden knüpfen, mit denen ich nun zusammen die kleinen oder auch größeren Herausforderungen, wie die Suche nach einem freien Sitzplatz in der Mensa oder die Bearbeitung wöchentlicher Abgaben, meistern kann. Insgesamt wurden meine Erwartungen an das Orientierungssemester in vollem Umfang erfüllt und ich kann jedem und jeder, der/ die sich mit seiner/ ihrer Studienwahl unsicher ist, das Angebot nur sehr empfehlen.
Anietta
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