Prüfungen sind immer anders: Manche schriftlich und offen, manche in Form von Multiple-Choice-Fragen, bei wieder anderen werdet ihr mündlich in die Mangel genommen. Auch den coolsten Studierenden jagt der Gedanke an die in Kürze anstehende Prüfungszeit den Puls in die Höhe. Gerade unter den Prokrastinierenden drehen sich die Gedanken immer wieder um die all die Dinge, die noch zu erledigen sind.
Prüfungsangst - die Angst vor Prüfungen - impliziert weniger die Angst vor den Prüfungsinhalten selbst, sondern kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen:
Angst vor der Bewertung, Angst vor dem Scheitern, Angst vor den Konsequenzen des Scheiterns, Angst vor einem Blackout, Angst vor dem Erfolg und künftigen (imaginierten) Erwartungen anderer, Angst vor dem nächsten Lebensabschnitt ... Ängste in Verbindungen mit Prüfungen können vielfältig ausgeprägt sein und haben verschiedene Ursachen.
So viel vorneweg: Eine moderate Nervosität ist völlig in Ordnung und hilft euch dabei, ein gutes Ergebnis abzuliefern. Zu wenig Angst kann dafür sorgen, dass ihr nicht euer volles Potenzial ausschöpft - etwa, indem ihr die Prüfung unterschätzt - und zu viel Angst wiederum kann zu heftigen Leistungseinbußen führen.
Fünf Strategien gegen die Prüfungsangst
Hier findet die Strategien in einem kurzen Überblick:
- Richtige Vorbereitung.
- Prüfungssimulation.
- Blackout und der Umgang damit.
- Austausch mit anderen Studierenden.
- Aus Fehlern lernen.
1. Richtige Vorbereitung
Die richtige Vorbereitung ist das A und O jeder Prüfung. Doch woher weiß man, dass man richtig und ausreichend vorbereitet ist? Bevor ihr in einen hektischen Aktionismus verfallt, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in euer Modulhandbuch und in die Prüfungsordnung. Dort erfahrt ihr, was die jeweiligen Lernziele der Modulprüfung sind. Oft teilen Dozentinnen und Dozenten euch aber auch gesondert mit, mit welchen Unterlagen oder Büchern ihr euch auf die Prüfung(en) vorbereiten sollt.
Seit der Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem zählt jede Note und nur wenige Universitäten (oder Studiengänge) erlauben es, eine Prüfung zu wiederholen, um die Note zu verbessern. Wenn ihr also Wert auf einen entsprechenden Notendurchschnitt legt, solltet ihr unter der Prämisse "klausurrelevant" bzw. "nicht klausurrelevant" filtern. Dozenten und Dozentinnen geben euch gerne Literaturempfehlungen zur Vertiefung, allerdings sind bei Weitem nicht alle klausurrelevant. Und gerade wenn ihr mit eurer Zeit haushalten müsst - besonders, wenn ihr zusätzlich jobbt - solltet ihr euch in erster Linie dem Stoff widmen, der tatsächlich in der Prüfung abgefragt wird. Wenn darüber hinaus noch Zeit bleibt, lohnt sich der Blick über den Tellerrand - das heißt jenseits der Klausurrelevanz - auf jeden Fall.
2. Prüfungssimulation
Ohne Zeitdruck und entspannt am Schreibtisch (oder auf der Couch) beherrscht ihr den Lernstoff mühelos. Erst wenn die Klausurbögen ausgeteilt werden, geratet ihr in Panik und vergesst einen Großteil dessen, was ihr bis vor wenigen Minuten noch im Schlaf konntet. Es ist wie verhext. Was hilft dagegen?
Was helfen kann, ist die Simulation der Prüfung - das heißt, ihr schafft euch ähnliche Rahmenbedingungen wie die, unter denen ihr die Prüfung(en) letztendlich schreiben werdet. Das gilt sowohl für den Zeitfaktor als auch für die Lernumgebung. Stellt euch einen Timer, wenn ihr Übungsklausuren löst, um zu erfahren, wie schnell ihr beim Lösen der Aufgaben seid und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt. Wenn es euch außerdem irgendwie möglich ist, macht euch mit den Räumlichkeiten vertraut, in denen die Prüfung stattfinden soll. So bleibt während der Klausur der Fokus dort, wo er sein soll: Auf den Klausurfragen.
3. Blackout und der Umgang damit
Leere. Gähnende Leere. Ihr starrt die Dozentin oder den Dozenten hilfesuchend an, während ihr gleichzeitig verzweifelt in eurem Gedächtnis nach den Prüfungsinhalten kramt. Doch da kommt nichts. Alles wie weggefegt.
Für viele Studierende ist das eine Horrorvorstellung, in einer mündlichen Prüfung eine noch viel größere als in einer schriftlichen. Wie könnt ihr mit einem solchen Aussetzer umgehen? So paradox es klingen mag: in den Bauch zu atmen hilft. Wenn wir nervös oder angespannt sind, neigen wir dazu, nur noch mit dem Brustkorb zu atmen. Trinkt einen Schluck Wasser, wenn ihr in einer schriftlichen Prüfung seid, legt den Kuli beiseite und lasst den Blick schweifen. Ein paar Minuten lang. Wenn sich euer Atem wieder etwas beruhigt hat und euer Herz langsamer schlägt, kommen allmählich die verschwunden geglaubten Lerninhalte wieder. Und falls das nicht der Fall sein sollte, überspringt die Frage, bei der ihr nicht weiter wisst und bearbeitet stattdessen die nächste.
In einer mündlichen Prüfungssituation verhält es sich ähnlich, allerdings müsst ihr den Prüfer oder die Prüferin kurz darüber informieren, dass ihr den Faden verloren habt. Bittet sie oder ihn, die Frage zu wiederholen, während ihr eure Gedanken sammelt. Oder wenn euch auch dann nichts mehr zu dem abgefragten Thema einfällt, fragt danach, ob die Frage zurückgestellt werden kann. So gebt ihr eurer Prüferin oder eurem Prüfer die Chance, euch aus dieser misslichen Lage zu befreien. Die wenigsten wollen euch in die Pfanne hauen und sie wissen in der Regel auch um eure Nervosität. Damit sie euch allerdings helfen können, müssen sie von euch erfahren, dass ihr gerade auf der langen Leitung steht.
4. Austausch mit anderen Studierenden
Jedes Semester trefft ihr je nach Studiengang auf mehr oder weniger neue Gesichter, doch wie viele von ihnen kennt ihr tatsächlich? Das Studium besteht nicht nur aus Seminaren, Übungen, Vorlesungen und Tutorien. Es geht dabei nicht nur um die Bildung von Lerngruppen mit dem Zweck, die bestmöglichen Noten herauszuholen, sondern es geht auch darum, sich zwanglos auszutauschen, zu unterhalten, zu plaudern, in Interaktion zu treten. Zwischen zwei Veranstaltungen in die Mensa zu gehen und sich nicht ausschließlich hinter Büchern (oder dem Smartphone) zu vergraben.
Warum das so wichtig ist? Es kommen immer wieder mal Phasen, in denen eure Motivation euch verlässt und ihr womöglich den Sinn eures ganzen Studiums hinterfragt. Gerade dann ist es wichtig, dass ihr nicht isoliert seid, sondern euch im Austausch befindet. Es kann eine riesige Erleichterung bedeuten, mit Sorgen und Ängsten nicht alleine zu sein. Die Uni bietet viele Möglichkeiten, um Kontakte zu knüpfen, die über euren Studiengang hinausgehen: Hochschulsport, Sprachkurse, Schlüsselqualifikationen, Workshops zu unterschiedlichen Themen ...
5. Aus Fehlern lernen
Okay, ihr habt womöglich eine Prüfung verhauen oder mit einem schlechten Ergebnis abgeschlossen. Auch davon geht die Welt nicht unter! Ob ihr euch nun stunden- oder tagelang Vorwürfe macht, eure Ängste verflucht oder euch verärgert die Haare rauft, ändert dabei erst einmal nichts am Ergebnis. Was ihr stattdessen machen könnt, ist zu analysieren, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Lag es an mangelnder Vorbereitung? Habt ihr mit der falschen Methode gelernt bzw. war sie nicht zur adäquaten Prüfungsvorbereitung geeignet? Stand euch eure Angst im Weg? Oder hat eure Konzentrationsfähigkeit gelitten, weil ihr die Nacht (oder Nächte) zuvor wenig Schlaf bekommen habt? War die Prüfung tatsächlich zu schwer?
Zu erkennen, was die Ursache ist, ist der erste Schritt. Der zweite Schritt besteht darin, sie zu bearbeiten. Gegen Ängste können beispielsweise Entspannungstechniken oder Atemübungen helfen, gegen mangelnde Vorbereitung ein realistischer Lernplan, den es dann auch einzuhalten gilt. Besorgt euch Altklausuren zum Üben und tauscht Mitschriften mit euren Kommilitoninen und Kommilitonen aus, sucht Kontakt zu älteren Semestern oder der Fachschaft und erkundigt euch nach deren Erfahrung.
Wichtig ist es, einen Anfang zu machen und konsequent dabei zu bleiben. Auch wenn das letzte Mal vielleicht schiefging, könnt ihr es beim nächsten Mal besser machen.
Ein Tipp zur Prüfungsvorbereitung
Für eine effiziente Prüfungsvorbereitung bietet die Zentrale Studienberatung der Universität Stuttgart regelmäßig Workshops oder auch Beratungsgespräche für Einzelpersonen und für Lerngruppen an, bei denen ihr individuelle Fragen zu euren Lernstrategien bzw. eurem Lernverhalten stellen könnt.
Viel Erfolg bei der Prüfungsvorbereitung!
Romy
PS: Sollten eure Ängste ein beunruhigendes Maß annehmen, euren Alltag beeinträchtigen oder euch am Studieren hindern, kann euch ein Termin bei der psychologischen Beratung weiterhelfen.
Kommentare
- Florian Farber
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1. November 2023, 16:37 Uhr
Mein Sohn muss bald zu einer MPU gehen. Daher hat er große Angst, diese Prüfung nicht zu bestehen. Danke für den Hinweis, dass es helfen kann, ähnliche Rahmenbedingungen einer Prüfung zu Hause darzustellen. - Laura Krone
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12. August 2023, 13:03 Uhr
Ich möchte einen Vorbereitungskurs für die Sachkundeprüfung §34a machen. Leider habe ich aber Angst vor der Abschlussprüfung. Gut zu lesen, dass der Austausch mit anderen auch nicht zu kurz kommen sollte. - Moritz Berg
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19. Dezember 2022, 12:10 Uhr
Meine Tochter hat ziemliche Angst vor ihrer praktischen Fahrprüfung. Schon allein der Gedanke bringt sie zum Zittern. Sie hat in der Fahrschule ihre theoretische Prüfung geschafft. Ich hoffe, sie schafft das. Danke! - Melanie Samsel
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24. Juli 2022, 22:58 Uhr
Vielen Dank für den Artikel! Ich stecke aktuell in der Vorbereitung auf die MPU. Allerdings habe ich sehr große Prüfungsangst und habe oft Blackouts. Daher ist es gut zu wissen, wie man in dem Fall reagieren sollte.
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